Frauenquote für Mückenstiche!

Die Forderung klingt zunächst, wie der Text auf einem Wahlplakat. Davon kommt sie aber nicht. Ich kam neulich darauf, als Jonathan, Jamiro-Kai und ich morgens aufwachten und uns kratzten. Beim Zählen kam ich auf über 20 Mückenstiche bei uns dreien. Mit Insektenstich-Gel und einem gar nicht mal so schlechten kleinen Gerät, das einem Mückenstiche „wegbrennt“, haben wir uns erste Linderung verschafft. Und meine Frau? Die schlief ruhig weiter und hat dann, zehn Minuten später, wahrheitsgemäß gesagt: Ich habe keinen einzigen Mückenstich. Zur Erklärung: Zurzeit schlafen wir ab ca. drei Uhr nachts zu viert in einem Bett. Was daraus folgt ist ein Festbankett für Mücken. Zwar versuche ich jeden Abend, vor dem Einschlafen für ein mückenfreies Schlafzimmer zu sorgen. Aber mindestens ein Tier scheint sich dann doch erfolgreich zu verstecken. Ab drei Uhr ist dann also ein All-inclusive-Buffet für Mücken bereit. Ich gönne es meiner Frau ja, mückenstichfrei in den Tag zu starten. Aber wo ist da die Gerechtigkeit? Schon bei wirklich schweren Erkältungen höre ich andauernd das Wort „Männerschnupfen“. Bei dick anschwellenden Mückenstichen kann doch aber bitte nicht von männlicher Einbildung gesprochen werden.
 
Wenn Frauen so viel mehr Schmerzen als Männer ertragen, warum dann nicht auch das Jucken von Mückenstichen? Fazit: Ich fordere eine Frauenquote für Mückenstiche. 50% wären fair. Eine Quote, die Frauen sicher gern auch in anderen Bereichen hätten. Warum nicht auch mal bei unbequemeren Gebieten? OK, die Quote ist nicht so leicht nachzuprüfen. Schwer ist es auch, bei Nichteinhalten der Quote, die Mücken zu sanktionieren. In Deutschland würde es in solchen Fällen sicher schnell ein Gesetz und ein passendes Schild geben. Aber ein Schild, auf dem steht: „Durchflug für Mücken verboten!“ wäre wahrscheinlich nicht zielführend. So eine Quote wäre jedoch
wenigstens ein erstes Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass Geschlechtergerechtigkeit nicht nur für sicherlich hier und da benachteiligte Frauen gilt. Sondern auch für durchaus ab und zu mal benachteiligte Männer.
 
Klingt vielleicht komisch – ist aber seit einiger Zeit mein Thema. Wer hier schon öfter mal war, weiß, dass ich mich schon häufiger über das Toiletten-Thema geäußert habe. Wo ist da der Ruf der geschlechterneutralitätsmäßig gebeutelten Frauen? (geschlechterneutralitätsmäßig – geiles langes Wort, ob es das in den Duden schafft?) Es ist weiterhin so, dass es Wickeltische oft nur auf den Damentoiletten gibt. Bei Wickeltischen auf Damen-Toiletten liegt die Frauenquote bei geschätzten 75%. Ich bin es gewohnt, zu wickeln. Aber es gibt Paare, bei denen die Frau zähneknirschend eigentlich immer wickelt, weil der Mann sich erfolgreich dumm stellt und er dazu oft darauf hinweisen kann, dass ein Wickeltisch eh nur auf der Damen-Toilette installiert ist.
 
Warum ich das Thema wiederholt aufgreife? Weil es nicht besser wird. Und, weil es inzwischen andere Klo-Themen gibt, die erstaunlicherweise bundesweit Beachtung finden. Na gut, von bundesweiter Beachtung bin ich mit diesem Blog noch ein gutes Stück entfernt, aber ich arbeite daran. Wer das hier liest, kann in 10 Jahren hoffentlich sagen: „Ich gehörte damals zu den ersten 500 Lesern von Schiebende Väter. Heute gibt es ein Magazin in Millionenauflage und gestern war der Verfasser Gast in einer Talk-Show.“
 
Eines dieser bundesweit diskutierten Themen ist „Genderneutrale Toiletten“. Vorab: Es ist für Betroffene auf jeden Fall ein ernstes Problem, sich weder dem einen noch dem anderen Geschlecht zugehörig zu fühlen. Ich bin sehr froh, dass mich das Problem nicht betrifft. Und sicherlich ist mein „Toiletten-Problem“ eher Jammern auf hohem Niveau. Doch es wundert mich, dass es weder für das Thema „Genderneutrale Toiletten“ noch für das Thema „Wickeltische auf Herren-Toiletten“ nach vielen Jahren endlich mal pragmatische und doch so naheliegende Lösungen gibt. Anfang des Jahres 2019 wurde in Bayern diskutiert, ob bei dem Neubau von Grundschulen drei Toiletten eingeplant werden sollen. Für Mädchen, Jungs und Divers. Dass das ausgerechnet auch für einen Neubau in Pullach diskutiert wurde, lässt viel Platz für Kalauer, die ich hier mal weglasse...
OK: Dass beim Neubau von Grundschul-Toiletten der Einbau von Wickeltischen eher nebensächlich ist, leuchtet mir ein. Aber: Bei Facebook kann ich inzwischen eines von 60 Geschlechtern auswählen. Die wird es sicherlich geben. Aber was ist die Konsequenz? Wie breit wäre ein Toilettenwagen auf der bald beginnenden Kieler Woche, wenn es bei Toilettenwagen statt zwei Eingängen 60 gäbe? Und mal ganz im Ernst: Wie sähen die 58 bisher nicht üblichen Toiletten aus? Hätten sie auch Stehplätze? Oder Einzelboxen? Oder beides? Oder gibt es noch eine mir unbekannte Variante? Ich denke, es könnte alles so einfach sein und zum Teil gibt es das auch schon: Unisex-Toiletten. „Unisex“ hat dabei nichts mit kopulierenden Studenten zu tun, klar (ich entschuldige mich gleich in aller Form für diesen Kalauer, aber eh hier das Niveau zu hoch wird...).
 
Wie einfach könnte es für alle Menschen sein, wenn alle Toiletten allen Menschen zugänglich wären?
Bestehende Toiletten bräuchten nur neue Schilder. Bei Neubauten könnte man sowohl Einzelkabinen als auch „Stehplätze“ mit Sichtschutz einrichten. Wer meint, er oder sie wäre weder Männlein noch Weiblein, outet sich nicht durch einen Toilettengang als Betroffene(r). An der Wand jeder Toilette könnte in klappbarer Wickeltisch hängen. Und wenn die Toiletten dann auch noch alle barrierefrei wären, wäre endgültig jeder und jedem geholfen, die oder der mal muss. Auf der schon erwähnten Kieler Woche habe ich es schon oft erlebt. Es gibt Momente an (den leider seltenen) Tagen mit gutem Wetter, bei denen vor öffentlichen Damentoiletten Schlangen von ca. 30 Frauen stehen, während Männer einfach reingehen und sofort das machen, was raus muss. Ab und zu traut sich mal eine Dame, auf eine Box auf dem Herren-Klo zu gehen. Das finde ich völlig ok, obwohl es dann immer ein lautes Gejohle gibt. Wenn alle Toiletten allen zugänglich wären, gäbe es weniger Warteschlangen. Wirtschaftlicher Aspekt: Frauen könnten durch kürzere Wartezeiten vor dem Klowagen wesentlich schneller Getränkenachschub ordern und unter Umständen deutlich mehr konsumieren. Nicht auszudenken, der Toilettenwagen hätte 60 Eingänge, bzw. es stünden 30 Wagen nebeneinander. Vor jedem Wagen wäre zwar keine Warteschlange. Aber wie weit wäre im Extremfall der Weg bis zum richtigen Eingang. Und wenn da denn doch besetzt ist – schrecklich.
 
Doch zurück zum Anfang: Es ging um das Thema „Frauenquote“. Wie ist das denn in Zukunft mit der Tatsache, dass es mehr als ein Geschlecht gibt? Frauen sind sicherlich in einigen Bereichen gegenüber Männern benachteiligt. Aber wie ist es mit den anderen, dem 3. Geschlecht oder dem 3 bis 60. Geschlecht? Bekommen die auch eigene Quoten? Sicherlich nicht. Das würde auch nur alles noch komplizierter machen. Vielleicht gelingt ja allen, mit diesem Thema offen umzugehen und pragmatische Lösungen zu finden – nicht nur auf dem Klo...
 
Das wünsche ich mir und allen!
Toilette für alle
Genderneutrales Toilettenschild

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