Mariah Carey ist ein echter Pfundskumpel

Vor einigen Monaten habe ich schon darüber geschrieben, dass man sich als Vater für die Kinder gerne mal zum Affen macht. Heute ist das erneut eskaliert. Aufgrund einiger Sonderwünsche nennen wir Jonathan gerne mal „Mariah Carey“. Wenn ein Löffel einen halben Zentimeter zu weit links liegt oder andere ernsthaft das Leben gefährdende Umstände ihm das tägliche Leben schwer machen, bereitet ihm das Probleme, die sich dann in lautstarkem Gequake bis hin zum Weinen Luft verschaffen. Bei Frau Carey ist es so ähnlich: Sie will in ihrem Backstagebereich immer 24 langstielige, weisse Rosen vorfinden. Es müssen Vanillearoma-Kerzen flackern und die Lampen müssen dimmbar sein. Die Raumtemperatur muss exakt 24 Grad betragen und die Möbel sollten in sanften, gedämpften Tönen gehalten sein und dürfen kein «hektisches Muster» aufweisen. Ihr Hund und sie baden nur in einem bestimmten französischem Mineralwasser, ihr Tee muss wiederum mit einem anderen Wasser zubereitet werden. Gegen Jonathan ist das ja aber echt pflegeleicht und bodenständig. Sie kann sich von Jonathan noch einiges abgucken.

 

Neulich sagte er morgens, nachdem er am Vortag erneut nur einmal von seinem Schulbrot abgebissen hat: "Ich hätte gerne als Schulbrot getoasteten Toast, der soll mit Butter bestrichen werden, solange der Toast warm ist, damit die Butter zerläuft." Um das zu seiner vollsten Zufriedenheit umzusetzen, habe ich die morgens um sieben brettharte, kühle Butter im Backofen auf 60 Grad vorgeheizt – wenn morgens nur eine Viertelstunde Zeit ist, eine echte Herausforderung. Parallel habe ich den Toast – Chia-Toast, anderer geht echt nicht... – getoastet. Dann konnte ich, wie vom kleinen König verlangt, relativ weiche Butter auf angenehm warmen Toast verstreichen.

 

 

Als er das heute Morgen für den nächsten Schultag erneut verlangte, habe ich einen für ihn perfekten Morgen beschrieben, um herauszufinden, wie ein lästiger Werktags-Morgen  - unabhängig vom Schulbrot - wenigstens für ihn etwas erträglicher werden könnte:

 

Geweckt wird er zärtlich von einer Schar Elfen, die sein Lieblingslied von „Deine Freunde“  für ihn leise singen und ihm dabei sanft Luft mit Palmenwedeln zuwedeln. Zwei der Elfen ziehen ihn dann an, weil er ja keine Hand frei hat, wenn er direkt nach dem Aufwachen auf meinem Handy rumspielt. (Hallo Jugendamt: Das passiert so nicht wirklich...) Da wir weiterhin über keine Tunnelrutsche und keine Rolltreppe ins Erdgeschoß verfügen (das hat Jonathan bereits häufiger bemängelt), tragen ihn dienstbare Lakaien auf seiner aus Lego-Steinen gebauten Sänfte vorsichtig an den Frühstückstisch. Dort findet er den zwar dampfenden aber essenstechnisch wohl temperierten Toast mit zerlaufener Butter vor. Einen – den anderen, und nur einen anderen, bekommt er in seine Schulbrot-Box). Dazu wird ein kühles Getränk gereicht, an dem er widerwillig nippt, wenn es ihm jemand vor den Mund hält. Nach entspanntem Verzehr sowie neuen High-Scores in irgendeiner Landwirtschafts-Simulations-App klingelt sein Alter-Ego Fridolin an der Tür, um ihn zum bereit stehenden Hubschrauber zu geleiten, der die beiden in die immerhin ca. 600 Meter entfernte Schule fliegen wird. Unter großem Jubel werden die beiden dort von den ca. 100 fähnchenschwenkenden Mitschülern der Grundschule empfangen. Zwei junge Damen helfen den beiden aus den bei der langen Anreise schon unbequem gewordenen Schuhen, stülpen ihnen die bereit stehenden, vorgeheizten Hausschuhe über und bringen sie in den Klassenraum, wo bereits die gepolsterten und ebenfalls vorgewärmten Stühle auf die beiden und den Beginn des Unterrichts warten.

 

Jonathan musste bei der Schilderung denn doch etwas lächeln. Ich befürchte jedoch, dass er sich das alles gemerkt hat und morgen oder in ein paar Tagen genau so einfordern wird.

 

Ich weiss: Toast als Schulbrot geht gar nicht. Da es eh selten Kommentare zu den Blogbeiträgen gibt,
bitte ich, auch das unkommentiert zu lassen. Es gibt sicher Blogs wie www.nurichalleinkennedaseinzigrichtigeessenfuermeinkind.de. Da könnt Ihr gerne Euren Senf zum Thema dazu geben – Biosenf natürlich... OK, die Domain ist laut DENIC noch frei. Aber es gibt sicher andere Blogs zum Thema. Oder Ihr sichert Euch die Domain und macht dort selbst einen Blog auf.

 

Ebenfalls noch verfügbar ist die Domain: www.ichmachemichgernzumaffen.de. Ob ich mir die sichern sollte...? Aber solange ich Butter im Ofen erhitze und ähnlichen Schwachsinn verzapfe, habe ich keine Zeit für einen zweiten Blog.

 

Was macht Ihr so, um Eure Kinder morgens zufrieden zu stellen? (Wenn das denn überhaupt geht...)
Wie immer freue ich mich über alle Kommentare.

 

Viele Grüße an alle!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0