WM-Aus - ich bin schuld

OK, nachdem sich die erste große Fassungslosigkeit über das frühe Ausscheiden Deutschlands bei der Fußball-WM etwas gelegt hat, kann ich es ja zugeben: Ich bin schuld. So ungern ich es zugebe, so dramatisch fiel es mir auf. Was ist passiert? Zum Jahreswechsel erschien mir die Sportwunsch-Fee und fragte, was ich mir für 2018 wünsche. Bisher kannte ich nur Feen, die drei Wünsche erfüllen. Also
legte ich los: 1. Die SG Flensburg-Handewitt soll nach 2004 endlich wieder deutscher Handballmeister werden. 2. Holstein Kiel und der HSV sollen sich in der nächsten Saison in der ersten Fußball-Bundesliga gegenüber stehen. 3. Deutschland soll seinen Titel als Fußball-Weltmeister verteidigen.
 
Es begann damit, dass der HSV in die zweite Liga abgestiegen ist und Holstein Kiel nach verlorener Relegation eben dort bleiben muss. OK, statt in der ersten Liga treffen die beiden nun in der zweiten Liga aufeinander. Mein Wunsch war anders. Aber ich dachte, dass die Fee da vielleicht was falsch verstanden hat. Ärgerlich, aber es gab ja noch zwei Wünsche. Dann wurde die SG Flensburg-Handewitt am Ende überraschend Deutscher Meister. Cool, es hat doch geklappt mit der Fee.
 
Dass der THW Kiel am Ende mit komplett leeren Händen da stand, war zwar sehr in meinem Sinne, doch es war nicht Bestandteil meiner Wünsche. Und dann kam das Spiel Deutschland gegen Südkorea.
 
Seit ich denken kann, und das ist schon erschreckend lange, habe ich sehr viele Fußball Weltmeisterschaften miterlebt. Meine ersten konkreten Erinnerungen habe ich an das Finale von 1974. Wir hatten in dem Jahr unseren ersten Farbfernseher bekommen – Jonathan weiss gar nicht, was ein Schwarz-Weiss-Fernseher sein soll – und Deutschland wurde gegen Holland Weltmeister.
 
Und nun das. Ein 0:2 gegen Südkorea. Ich habe an vieles geglaubt, aber doch nicht daran. Was war mit meinen Wünschen? Auf der Rückseite der Quittung der Sportwunsch-Fee standen die AGB in kleiner Schrift. Meine Gattin ist Juristin und wohl weltweit die einzige Frau, die bei der Mietwagenabholung am Schalter des Flughafens von Palma de Mallorca erstmal die AGB liest, bevor es mit der Anreise zum Hotel weiter geht. Sie hätte sich wahrscheinlich von der Fee auch gar nichts gewünscht – beim Thema Sport sowieso nicht. Und sie hätte gleich Zweifel an der Sache gehabt. Egal. Als ich die AGB nach dem Spiel Deutschland gegen Südkorea denn doch mal gelesen habe, stand unter §3: Unabhängig von der Zahl der Wünsche wird pro Kalenderjahr nur ein Wunsch erfüllt. Welcher das ist, wählt die Sportwunsch-Fee aus. Na super. Nach der Meisterschaft der SG Flensburg-Handewitt war schon klar, dass Deutschland 2018 nicht wieder Fußball-Weltmeister wird. Das tut mir leid und ich entschuldige mich bei allen dafür. Klar, sie hätten auch das Finale verlieren und sich weniger blamieren können. Aber da ja eh schon vorher alles klar war, kam es eben so.
 
Was hat das mit Jonathan und Jamiro-Kai zu tun? Leider so gar nichts. Wenn sich jemand so gar nicht für Fußball interessiert, dann alle bei uns zuhause – mich mal ausgenommen. Auch da bin ich also Randgruppe. Jonathan ist bei den Deutschland-Spielen gern vor dem Fernseher hin und her gesprungen und wollte, dass wir lieber Lego-Ninjago-Filme über Youtube anschalten sollen. Jamiro-Kai stellt sich gern direkt vor den Fernseher, egal was da läuft, und setzt sich auf das Regal direkt vor den Fernseher, so dass man nur noch ihn sieht. Und alle Spieler mit roten Trikots werden begrüßt mit „W-Wehr!“ – was so viel heißt wie Feuerwehr. Da die Deutschland-Spiele weit vor der Kinder-Schlafenszeit waren, war ins Bett bringen leider keine Lösung für mich.
 
Als dann noch meine Frau beim WM-Tipp für ein England-Spiel 3:1 für England getippt hat und das untermauert hat mit der Aussage: „Die haben doch den Beckham.“ Wusste ich: hier bin ich irgendwie falsch. Heute wünschte sich Jonathan noch, dass der TSV Altenholz mal bei der Fußball WM teilnehmen soll. Ich wollte nur noch schreien.
 
Das Thema Fußball WM hat sich für dieses Jahr erledigt. Vor vier Jahren haben meine Frau und Jonathan das Finale buchstäblich verpennt – bei dem damaligen Lärm beim deutschen Sieg fast undenkbar. Jamiro-Kai war noch gar nicht geboren. Ich bin sehr gespannt, wie es bei der WM 2022 wird – wenn Deutschland denn teilnimmt. Wahrscheinlich gewinnt meine Frau dann das Tippspiel. „Deutschland wird Weltmeister, die haben doch den Beckenbauer...“
 
Wie sind Eure Gedanken zur WM und Eure Erlebnisse rund um das Spiel gegen Südkorea?
Ich freue mich auf Eure Kommentare.
 
 
 
 
 
 
 
 

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Kommentare: 1
  • #1

    nicole (Donnerstag, 15 November 2018 22:57)

    Herrlich Text Philip :-)
    Hab mich sehr amüsiert. Weiter so!

    Liebe Grüße...so von Nordlicht zu Nordlicht ;-)