Konsequenz und Logik schaden der Pädagogik

Eine Überschrift, die polarisiert. Ich sehe schon diverse Hälse anschwellen und Gesichter rot werden. Gut so, denn das bringt mehr Leser. Leider wohl auch Leser, die nie wieder kommen. Und dann reimt sich das auch noch. Um mal den großen deutschen Philosophen Pumuckl zu zitieren: Was sich reimt ist gut. Aber natürlich ist das inhaltlich nicht gut. Obwohl ich manchmal daran zweifle. Das möge aber jeder selbst für sich entscheiden.
 
Sehr gut erinnere ich mich an Restaurantbesuche weit vor den Zeiten, in denen Jonathan und Jamiro-Kai unser Heim bevölkert haben. Damals dachten wir bei nervigen Kindern und deren verzweifelten Eltern: Die haben ihre Kinder ja mal gar nicht im Griffe Die müssten doch mal... Heute sehen wir bei diversen Gelegenheiten kinderlose Menschen, die sich eventuell genau diese Worte zutuscheln. Heute regt mich das auf, nee, heute belustigt mich das eher. Denn ich weiß, dass Theorie und Praxis krasse Gegensätze sind. Natürlich ist ein Kopfschütteln nicht verwunderlich, wenn Jamiro-Kai einen Plastik-Kinderstuhl über seinen Kopf hebt und damit seinen großen Bruder jagt. Kopfschütteln hilft aber nicht. Das kurze Wegnehmen des Wurfgegenstandes rettet Mobiliar und Menschenleben und erzeugt Erleichterung und Freude bei uns. OK, das darauf folgende hysterische Geschrei trübt die Situation etwas. Aber es hätte alles noch schlimmer enden können.
 
Vielleicht wären uns solche und ähnliche Erlebnisse erspart geblieben, wenn wir frühzeitig konsequenter und strenger gewesen wären. Das ist aber bei einem Dauerquassler wie Jonathan schwer möglich. Neulich wollte ich bei einer längeren Autofahrt zu zweit mit ihm mal pädagogisch vorbildlich sein. Zunächst feierte sich Jonathan dafür, dass er in allem besser ist, als sein Mitschüler Michael* (*Name von der Redaktion geändert. Ach nee, es gibt hier ja gar keine Redaktion. Egal, Name trotzdem geändert). Es ging dabei um so lebenswichtige Dinge wie „Schnell aufs Klettergerüst klettern“ oder „Eine Runde in der Turnhalle rennen“. Pädagogisch durchdacht und nicht ohne Stolz sagte ich „Das ist doch egal. Außerdem gibt es doch sicher was, was Michael gut kann.“ Darauf sagt Jonathan: „Stimmt Papa, Michael kann total gut krank sein. Er hat die letzten Wochen bestimmt sechs Tage in der Schule gefehlt.“ Ich habe dann die Musik im Autoradio lauter gemacht und wir haben „König von Mallorca“ gehört. Mehr fiel mir dann auch nicht mehr ein.
Irgendwie hatte seine Antwort ja auch was logisch, konsequentes. Ähnlich ist es zurzeit mit dem Thema Geld. Einerseits ist es schön, dass unsere Jungs ohne das Gefühl groß werden können, dass etwas fehlt. Meine Frau und ich sehen das nicht als selbstverständlich an. Aber den Jungs ein Gefühl für Geld zu vermitteln, ist nicht immer einfach. Beispiel: Wenn etwas Reparables kaputt geht, möchte Jonathan das Teil gleich gerne bei Amazon neu bestellen. Bisher haben wir fast alles repariert bekommen. Aber den spontanen Wunsch, gleich alles neu zu kaufen, hören wir fast täglich.
 
Auf unsere Erklärung, dass so etwas auch Geld kostet, kommt dann die Antwort, dass er uns noch nie bei Amazon bezahlen gesehen hat. Einem Siebenjährigen dann die Themen Online-Banking, Pay-Pal und Co. zu erklären, halte ich für nicht so passend. Ähnlich beim Geld-Abheben am Automaten. Jonathan denkt, dass man jederzeit jede beliebige Menge Geld dort bekommen kann. Mein vermeintlich kindgerecht formuliertes Argument, dass man nur Geld da heraus holen kann, wenn man vorher etwas rein getan hat, beantwortet er mit: „Ich habe noch nie gesehen, dass Ihr Geld da reinsteckt. Ihr holt immer nur was raus.“ Das ist ja sachlich richtig, bringt mich dann aber auch nicht weiter.
Welche Erfahrungen habt Ihr mit den Themen Logik und Konsequenz? Ist Geld bei Euren Lütten auch ein Thema? Ich freue mich wie immer über Kommentare, Likes und was es im Internet noch so gibt.

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Kommentare: 2
  • #1

    Salo (Donnerstag, 21 Juni 2018 23:24)

    Hä? Ich verstehe nicht, warum du deinem Siebenjährigen nicht erklären kannst wie man im Internet bezahlt und wie ihr zu Geld kommt (Arbeit...). Der Junge ist doch nicht doof.
    Beste Grüße

  • #2

    Philip (Donnerstag, 21 Juni 2018 23:58)

    Stimmt, er ist nicht doof. Erklären können wir das schon. Aber es ist etwas abstrakt, da ja aufgrund unserer Arbeit und aufgrund des Bestellens und Bezahlens im Internet für ihn nie Geld sichtbar ist. Es passiert alles virtuell. Und wenn er etwas haben möchte, ist es für ihn ja auch leichter, das Thema nicht zu verstehen...