Eine Woche voller Sam-Tage

Als Blog-Schreiber lese ich natürlich auch, was erfolgreichere Kolleginnen und Kollegen so verzapfen. Vielleicht hätte ich mehr Leser, wenn ich regelmäßig was über Stylingtipps schreibe und dann wie zufällig einen coolen neuen Nagellack per Link zum Verkauf anbiete. Ich biete auf meiner Seite auch T-Shirts an. Die hat bisher aber niemand gekauft. Macht nichts…
 
Andere Blogger widmen sich Buch- oder Filmkritiken. Und denen schließe ich mich heute an – mit der investigativen und schonungslosen Rezension von Feuerwehrmann Sam. Die heutige Überschrift lässt viele sicherlich zunächst an das Sams denken. Das ist auch cool und bei uns ständiger Gast. Besonders auf Autofahrten in Form von CDs, die ich kurz hinter Bremen dann auswendig kann.
 
Heute geht es aber um Feuerwehrmann Sam, der gefühlt bald den Merchandising-Umsatz von Micky Maus pulverisieren dürfte, wenn ich bei Rossmann oder in Spielzeugläden so sehe, was es alles von Sam gibt. Wer Feuerwehrmann Sam nicht kennt, sollte auf Youtube mal suchen nach: „Feuerwehrmann Sam deutsch“ und sich eine oder mehrere ca. 10 Minuten lange Folgen ansehen.
 
Wer zwei Jungs im Alter von drei und sechs wie Jamiro-Kai und Jonathan bei sich leben lässt, ist stets geschützt vor Feuer, da das Thema Feuerwehr omnipräsent ist. Feuerwehrmann Sam ist der Star, der Held, der Gott vieler, wenn nicht aller kleinen Jungs. Da sich viele Blogger kritisch mit allen möglichen Kinder-Themen auseinandersetzen (Wann und wie lange sollen nachmittags im Kindergarten Zähne geputzt werden? Mein Kind hat sieben Kurse an fünf Nachmittagen und ist werktags nie mit Freunden verabredet – ziehe ich einen kommenden Psychopathen groß?), möchte ich heute mal aus einem etwas anderen Blickwinkel auf den vordergründig tollen, perfekten Feuerwehrmann Sam blicken.
 
Zur Erklärung: Es ist toll, dass es ihn gibt und seine Existenz hat mir schon oft das rechtzeitige Einschlafen erlaubt. Aber es gibt Fragen, die ich schonungslos stellen möchte und Erkenntnisse, die nicht geheim bleiben sollten:
 
Was ist Pontipendy (Schauplatz aller Feuerwehrmann Sam-Folgen) für ein Ort?
Jaja, ein Ort in Wales. Danke Wikipedia, alter Besserwisser... Ach nee, das Wort Wikipadia endet ja auf „a“: Alte Besserwisserin, blöde Kuh. Gendern kann auch Spaß machen.
 
Eltern möchten ihre Kinder schonend aber realistisch auf die Welt vorbereiten, in die wir sie gesetzt haben. Hilft Feuerwehrmann Sam dabei? Eher nicht: Pontipendy besteht aus diversen Straßenschluchten mit Wohnhäusern, in denen viele Menschen leben könnten. Man sieht diese nur nie. Nicht einmal deren Autos. Es tauchen immer nur vier bis sechs Feuerwehrleute auf, vier bis fünf Kinder, alle ca. 8 Jahre alt, und vier bis sechs Erwachsene. Der Immobilienleerstand in Pontipendy muss also immens sein. Straßenbeleuchtung für so wenige Menschen ist kostenmäßig vor dem Landesrechnungshof kaum zu rechtfertigen. Tourismus scheint es nicht zu geben. Erstaunlich, dass es in den leer stehenden Häusern nie brennt und dass Dauerchaoten wie Norman Price dort nicht rum zündeln. Da fallen mir im Zusammenhang mit Sam viele schlechte Kalauer zum Thema „Sozialer Brennpunkt“ ein, die ich jetzt mal weg lasse.
 
Bei so wenig Bewohnern ist eine vergleichsweise große Feuerwehr dennoch dringend nötig, weil es ja trotzdem andauernd brennt – so etwa jeden Tag rückt die Feuerwehr einmal aus. Rechnen wir das mal auf eine Stadt wie Kiel hoch:
5 Feuerwehrleute + 5 Erwachsene + 5 Kinder = 15 Menschen
Kiel hat ca. 240.000 Einwohner. 240.000 : 15 = 16.000. Kiel entspricht also 16.000mal Pontipendy.
 
Auf 160.000 Erwachsene und Kinder kämen also 80.000 Feuerwehrleute. Was für ein Gedränge…
Wenn die 16.000 Feuerwehr-Teams jeden Tag im Jahr einen Einsatz hätten, wären das in Kiel pro Jahr
5.840.000 Einsätze. Das übt.
 
Da es in Pontipendy neben Feuerwehrleuten nur einen Fischer, einen minderbegabten Handwerker, einen Schulbusfahrer, eine Krankenschwester, eine Fischrestaurantbetreiberin und eine allein erziehende Lebensmittelhändlerin gibt, fehlen Akademiker völlig. Keine Ärzte, Lehrer, Juristen. Das gäbe bei uns dem Wettlauf ehrgeiziger Eltern, auf welche weiterführende Schule es denn gehen soll, einen neuen Anstrich. Denn auch die bräuchte man nicht. Die Berufswahl unserer Lütten wäre viel einfacher. Was Kiel dann aber mit 16.000 Schulbusfahrern machen soll, weiß ich spontan auch nicht.
 
Pontipendy gibt sich fortschrittlich und modern. Bis zu zwei Frauen mischen in der Feuerwehr - einer einstigen Männerdomäne - an entscheidender Stelle mit. Kleiner Schönheitsfehler: Feuerwehrfrau Penny heißt wie das kleinste englische Geldstück – eine Aufwertung ihres Namens durch eine Umbenennung der Dame in Pfund würde der Damenwelt aber bestimmt auch nicht gefallen. Und den Namen Dolly Dollar gab es ja auch schon. Würde auch nicht so in eine Kinderserie passen.
 
Etwas Weiteres wundert mich: England tut sich schwer mit dem Elfmeterschießen – das weiß nahezu jeder. Aber anscheinend können Engländer auch nicht rückwärts einparken. Warum sonst gibt es in der Feuerwehrstation von Pontipendy eine Drehscheibe, damit die Fahrzeuge vorwärts in die Garage gefahren werden können und nach Drehen der Scheibe ebenso vorwärts wieder raus? Da es so
etwas in Kiel nicht gäbe, würde der Steuerzahler die Anschaffung von 16.000 Drehscheiben sparen. Bei 10.000 Euro pro Drehscheibe wäre das eine Ersparnis von 160 Mio. Euro! Das wäre der ungefähre Preis für die Sanierung der Gorch Fock. Ihr seht: Das genaue Betrachten von Feuerwehrmann Sam relativiert einiges. Und das ist erst der Anfang. Gern würde ich noch länger darüber philosophieren, wieso der hyper intelligente und sportliche Sam im Team mit dem grenz debilen Elvis arbeiten muss. Oder warum Dyles Price allein erziehend ist und einen eigenen Supermarkt ohne Kunden und weiteres Personal hat – ist da Geldwäsche ein Thema?
 
Vielleicht übertreibe ich es, Kinderserien so genau zu betrachten. Vielleicht unterschätzt die große Masse aber auch, was unsere lieben Kleinen so alles vorgesetzt bekommen.
 
Welche Fragen zu Kinderserien beschäftigen Euch schon lange? Nichts muss Euch peinlich sein, alles ist erlaubt! Schreibt es in die Kommentare. Ich werde den wichtigsten Fragen auf den Grund gehen und zur Not auch die jeweils Verantwortlichen ansprechen.
 
Schöne Ostern an alle – in Kiel, Pontipendy und sonst überall!

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Petra (Samstag, 14 April 2018 12:51)

    Schreib doch mal was zu Spongebob, insbesondere zur kruden Physik, die in dieser Serie den Kindern vermittelt wird. Ich sag nur "Grillen unter Wasser"! :-)

  • #2

    Philip (Samstag, 14 April 2018 13:59)

    Moin! Zu Spongebob kpann ich leider gar nichts sagen. Dann eher zu Playmobil-Unboxing-Filmen auf Youtube. Die dürfte aber kaum jemand kennen...?