War Jesus Einzelkind?

War Jesus Einzelkind?

Das ist eine Frage, über die ich nie so richtig nachgedacht habe. Dabei bin ich auch Einzelkind und habe Zeit meines Lebens mit entsprechenden Vorurteilen zu kämpfen. OK, ich bin nicht so bibelfest und musste erstmal Googeln. (Bibelfest? Ist das nicht ein anderes Wort für Kirchentag? Entschuldigung...). Dabei hat mich sehr gewundert, dass auf den vorgeschlagenen Suchbegriff „Jesus von Nazareth Einzelkind“ über allen Suchtreffern eine Anzeige von Air BnB auftauchte mit dem Hinweis, dass man auf Air BnB die richtige Unterkunft finden kann. Diese Anzeige kommt über 2.000 Jahre zu spät, war in der falschen Sprache und Maria und Joseph hatten eh nicht viel, aber am wenigsten ein iPad, Smartphone oder so. Die Bibel hätte heute auch einen anderen Text: Joseph und seine hochschwangere Frau Maria bezogen das über Air BnB gebuchte Loft mit Dachfenster und Blick in den sternenklaren Himmel über Bethlehem... Nee, Schluß jetzt.

 

Bibelfestere Christen schreiben im Internet, dass Jesus vier Brüder und zwei Schwestern hatte. Also war er kein Einzelkind. Da er aber von der Jungfrau Maria geboren wurde, können seine Geschwister nur jünger als er gewesen sein. Jünger? Das waren doch zwölf...

 

Wie auch immer: Joseph war wohl einer der ersten Patchwork-Väter, der Kinder von anderen Vätern angenommen hat. Und zum Rollenverständnis: Als Zimmermann war er ja irgendwie auch ein früher Hausmann – jedenfalls hat er welche gebaut...

 

Das war jetzt eine eigentlich viel zu lange Einleitung dazu, dass Jonathan auch als Einzelkind zur Welt gekommen ist. Und das war bis zum Einzug von Jamiro-Kai bei uns auch stark zu merken. Selbst, wenn man sich als Eltern ständig vornimmt, ein Einzelkind nicht verwöhnen zu wollen, bleibt es halt dabei, dass Einzelkinder Vieles nicht teilen müssen: Aufmerksamkeit, Naschis, Spielzeug... Und das prägt.

 

Heute ist das durch Jamiro-Kai viel besser. Was geblieben ist, ist das Rollenverständnis rund um uns herum. Das hat sich anscheinend seit Joseph kaum geändert. Beim ersten Besuch von Jonathans Großeltern bei uns, wurde meine Frau zum Beispiel gefragt: „Steht Dein Kinderwagen immer hier im Hausflur?“ Ich habe mir verkniffen zu sagen: „Das ist der von Jonathan, ihrer ist für den Hausflur zu groß.“

 

Dazu gäbe es noch viele weitere Beispiele. Denn obwohl meine Mutter fast immer berufstätig und somit keine Vollzeit-Mutter war, ist für sie klar: der Mann geht zu irgendeiner Arbeit. Die Frau arbeitet zuhause und kocht, backt, putzt etc. Das ist immer wieder an Fragen oder Bemerkungen zu erkennen.

 

Die Gesellschaft, die leider noch nicht so weit ist, wie ich es gerne hätte, fängt also in der eigenen Familie an. Irgendwie auch logisch.

 

Ich warte weiterhin auf Väter, denen es ähnlich geht. Keine Angst: Ich möchte keinen betroffenen Stuhlkreis mit Leidensgenossen aufmachen. Aber ein bisschen Zu- oder Widerspruch täte schon gut. Eine Möglichkeit, sich zu outen, ist die Kommentar-Funktion des Blogs. Sicherlich wird die jetzt rund um Weihnachten eher nicht genutzt. Aber vielleicht danach.

 

Ich freue mich auf alle Reaktionen. Und ansonsten wünsche ich allen Lesern schöne Weihnachten mit allem, was dazu gehört

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0